Bei Hubert Breuer versagten mit 38 Jahren die Nieren wegen eine Diabetes mellitus Typ 1 und er musste zunächst dreimal wöchentlich zur Dialysebehandlung ins KfH-Nierenzentrum Würselen bis er die Behandlung schließlich als so genannte Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) selbständig zuhause durchführte. Nach eineinhalb Jahren an der Dialyse und auf der Warteliste erhielt er die Niere und die Bauchspeicheldrüse eines verstorbenen Organspenders und wurde im August 2000 transplantiert. „Das Leben ist wieder viel einfacher“, berichtet der heute 60-Jährige. Er sei viel leistungsfähiger, könne wieder Sport treiben, seinem Bruder in dessen Landwirtschaft helfen und sich um die Tiere auf dem Hof kümmern: „Einfach schön!“
Heute muss der Patient nur noch alle drei Monate zur Nachsorgeuntersuchung zu seiner behandelnden Ärztin. „Ich habe mich sehr gefreut, dass Herr Breuer eine Niere gespendet bekommen hat. Eine Nierentransplantation ist für viele die bessere Nierenersatztherapie, sie führt zu weniger Folgeerkrankungen und im Durchschnitt zu einer höheren Lebenserwartung und steigert insgesamt die Lebensqualität“, erläutert die Nephrologin Dr. med. Birgitta Schacht aus dem KfH-Nierenzentrum Würselen. Neben dem Organmangel könnten aber auch medizinische Gründe gegen eine Transplantation sprechen, ergänzt sie. So können z. B. gleichzeitig bestehende Erkrankungen im hohen Alter ein Ausschlusskriterium sein oder aber auch vorübergehend z. B. eine Krebserkrankung oder Infektion. „Dann ist die Dialyse die einzige, lebensrettende Therapie“, betont die Nephrologin.
Massiver Einbruch bei den Organspenden im 1. Quartal 2022
Von den rund 8.700 Menschen in Deutschland auf der Warteliste für eine Organspende hoffen nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) mehr als 6.500 Patienten auf eine Nierentransplantation; die Wartezeit liegt im Durchschnitt bei sechs bis acht Jahren. Nur für wenige Menschen geht der Wunsch nach einer Nierentransplantation als Alternative zur lebenslangen Dialyse in Erfüllung: Grund hierfür ist insbesondere der Organmangel – die Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) zum ersten Quartal 2022 sind ernüchternd.
Nachdem sich die Organspende im vergangenen Jahr leicht positiv entwickelt hatte, vermeldet die DSO für das erste Quartal 2022 einen massiven Einbruch von 29 Prozent gegenüber demselben Zeitraum im Vorjahr. Die Anzahl der Organspender ist damit in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres auf 176 gesunken (Vergleichszeitraum 2021: 249). Gleichzeitig ging die Anzahl der in Deutschland postmortal entnommenen Organe um 28 Prozent auf 562 Organe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Insgesamt konnten in deutschen Transplantationszentren im ersten Quartal 600 Organe übertragen werden, die über Eurotransplant an die Patienten auf den Wartelisten vermittelt wurden. Das sind 194 Transplantationen weniger gegenüber dem Vorjahreszeitraum, was einem Rückgang von 24 Prozent entspricht.
Tag der Organspende: Entscheiden und dokumentieren
Umso wichtiger ist der diesjährige Tag der Organspende: Am ersten Samstag im Juni sollen durch Information und Aufklärung möglichst viele Menschen motiviert werden, eine eigene Entscheidung zur bzw. im besten Fall pro Organspende zu treffen und diese zu dokumentieren. Antworten auf wichtige Fragen zur Organspende und Organspendeausweise finden Interessierte z. B. auf https://www.tagderorganspende.de/informationen-ueber-organspende
Hintergrundinformation:
Im KfH‐Nierenzentrum Würselen (www.kfh.de/wuerselen) werden Patientinnen und Patienten umfassend nephrologisch behandelt: In der nephrologischen Sprechstunde steht die Prävention und Früherkennung chronischer Nierenfunktionsstörungen sowie möglicher Folgeerkrankungen an erster Stelle. Auch die kontinuierliche Betreuung nach einer Nierentransplantation erfolgt im Rahmen der nephrologischen Sprechstunde. Darüber hinaus werden chronisch nierenkranken Patientinnen und Patienten alle Dialyseverfahren angeboten: Mit der Peritoneal‐ und der Hämodialyse stehen dabei zwei grundsätzlich gleichwertige Behandlungsmöglichkeiten zur Wahl.
Das KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V. steht für eine qualitativ hochwertige und integrative nephrologische Versorgung nierenkranker Patientinnen und Patienten. Es wurde im Jahr 1969 gegründet und ist damit zugleich der älteste und größte Dialyseanbieter in Deutschland. In mehr als 200 KfH-Zentren werden über 18.000 Dialysepatientinnen und -patienten sowie aktuell rund 72.000 Sprechstundenpatientinnen und -patienten umfassend behandelt.
Bildunterschrift: „Einfach schön!“ – Hubert Breuer lebt seit 2000 mit der Niere eines verstorbenen Organspenders und genießt es, sich wieder um die Tiere auf dem Hof seines Bruders zu kümmern. Foto: privat.